Dr. Justine Nyarige – Project Coordinator FA(ST)2Africa
Dr. Justine Nyarige, promovierter Physiker mit dem Schwerpunkt Nano- und Mikrotechnologie, lebt seit 2023 mit seiner Familie in Karlsruhe. Seit 2025 bringt er seine Expertise als Programmkoordinator in das Projekt ein.
Welche Bedeutung hat das FA(ST)2-Africa-Projekt deiner Meinung nach?
Das FAST(2)-Africa-Projekt ist eine zentrale Initiative zur Bewältigung der Herausforderungen Afrikas in Bereichen wie Energie, Wasser und Klimawandel durch die moderne Wissenschaft und Technologie. Ziel ist es, gemeinsam mit afrikanischen Universitäten nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse des Kontinents zugeschnitten sind. Durch die Förderung der Zusammenarbeit zwischen afrikanischen und europäischen Forschenden wird der Wissensaustausch und der Aufbau von Kapazitäten gestärkt. Meiner Meinung nach geht die Wirkung des Projekts über den rein wissenschaftlichen Fortschritt hinaus – es leistet auch einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung und zur Verbesserung der Lebensqualität von Gemeinschaften, die mit diesen Herausforderungen konfrontiert sind.
An welchen Universitäten hast du bisher studiert?
Ich habe meinen Bachelor of Science in Physik und Mathematik an der University of Nairobi in Kenia abgeschlossen, gefolgt von einem Master of Science in Physik an derselben Universität. Anschließend habe ich in Physik an der University of Pretoria in Südafrika promoviert.
Worum geht es in deiner Forschung?
Ich habe mich auf Halbleiterphysik und Materialwissenschaften (Nano- und Mikrotechnologie) spezialisiert, insbesondere für Anwendungen in der photoelektrochemischen Wasserspaltung und der Photodegradation. Kurz gesagt, stelle ich in meiner Forschung verschiedene anorganische Materialien wie Metalloxide (z. B. Fe₂O₃ und TiO₂) auf unterschiedlichen Substraten – etwa indiumdotiertes Zinnoxid (ITO) auf Glas – her bzw. synthetisiere sie. Diese Materialien setze ich dann unter simuliertem Sonnenlicht im Labor ein, das einer Sonneneinstrahlung von 1 Sonnenäquivalent entspricht, um Wasser zu spalten. Dabei entsteht Wasserstoff (H₂), der als Brennstoff genutzt werden kann, sowie Sauerstoff (O₂), der ebenfalls vielfältige Anwendungen hat. Gleichzeitig nutze ich dieselben Materialien und Methoden auch zur Photodegradation von wasserbasierten Schadstoffen wie organischen Farbstoffen.
Was hat dich ans KIT gebracht?
Ich habe das KIT erstmals von September bis Dezember 2022 im Rahmen eines Forschungsaufenthalts im Labor von Prof. Bryce S. Richards besucht – auf seine Einladung hin. Der Aufenthalt war Teil eines Kooperationsprojekts mit dem Titel Performance Enhancement of Solar-Driven Photocatalytic Materials for Water Treatment (SolPhoWat) zwischen der University of Pretoria (Südafrika) und der University of Dar es Salaam (Tansania), das im Rahmen eines Workshops in Südafrika ins Leben gerufen wurde. Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Während meines Aufenthalts war ich sehr beeindruckt von der modernen Ausstattung und den hervorragenden Forschungseinrichtungen – das war einer der Gründe, warum ich mich entschieden habe, ans KIT zurückzukehren. Später erhielt ich ein Alexander von Humboldt-Stipendium (Georg-Forster-Fellowship), um meine Forschung seit 2023 am KIT fortzusetzen.
Warum hast du dich für dein Studienfach entschieden?
Meine Leidenschaft für Physik entwickelte sich während meines Bachelorstudiums – insbesondere durch das Verständnis, wie sich wissenschaftliche Prinzipien auf reale Herausforderungen anwenden lassen. Im Laufe meines Studiums wuchs mein Interesse an der Halbleiterphysik und den Materialwissenschaften, insbesondere mit Blick auf Energie- und Umweltanwendungen. Angesichts globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel und der Energieversorgungssicherheit fühlte ich mich zu einer Forschung hingezogen, die sich mit erneuerbaren Energien und sauberem Wasser beschäftigt – Herausforderungen, die insbesondere in Entwicklungsländern wie vielen afrikanischen Staaten besonders präsent sind. Schließlich habe ich mich auf Photokatalyse und Nanotechnologie zur nachhaltigen Energie- und Wasseraufbereitung spezialisiert.
Wie gefällt dir Deutschland?
Deutschland ist für mich eine sehr bereichernde Erfahrung. Die Forschungsumgebung ist äußerst inspirierend, und der Fokus auf Innovation, neue Ideen und Zusammenarbeit beeindruckt mich sehr. Ich schätze auch die Effizienz und die gute Organisation sowohl im akademischen als auch im alltäglichen Leben. Natürlich gab es kulturelle Unterschiede, an die ich mich erst gewöhnen musste, aber insgesamt empfinde ich den Aufenthalt hier als sehr lohnend – vor allem durch die Möglichkeit, mit führenden Forschenden meines Fachgebiets zusammenzuarbeiten.
Was machst du in deiner Freizeit?
In meiner Freizeit verbringe ich gerne Zeit mit meiner Familie, erkunde neue Orte und lerne verschiedene Kulturen kennen. Außerdem lese ich wissenschaftliche Fachliteratur, um über aktuelle Entwicklungen in meinem Forschungsfeld informiert zu bleiben. Ich genieße auch Aktivitäten im Freien, die mir helfen, mich zu entspannen und körperlich aktiv zu bleiben.
Wie ist das Leben für deine Familie in Karlsruhe?
Seit meiner Ankunft im Jahr 2023 habe ich viel Unterstützung vom KIT erhalten. Anfangs hatte ich die Möglichkeit, im International Guest House zu wohnen, was mir Zeit verschaffte, eine dauerhafte Unterkunft zu finden. Nach ein paar Monaten habe ich dann eine Wohnung gefunden. Das KIT hat mich sehr unterstützt, damit sich meine Familie wohlfühlt und gut ankommt. Ich konnte sogar einen Kindergartenplatz für meine Tochter bekommen – was gar nicht so einfach ist. Meine Familie fühlt sich in Karlsruhe sehr wohl. Meine Tochter ist in den letzten zwei Jahren deutlich gewachsen und liebt es inzwischen, in den Kindergarten zu gehen und dort mit ihren Freundinnen und Freunden zu spielen.
Was hast du für Pläne für die Zukunft?
Mein langfristiges Ziel ist es, zur Entwicklung nachhaltiger Energielösungen und Technologien zur Wasseraufbereitung beizutragen. Ich möchte weiterhin neue Materialien und Verfahren erforschen, die die Effizienz von Systemen für erneuerbare Energien verbessern können. Außerdem strebe ich eine enge Zusammenarbeit mit Institutionen und der Industrie an, um Forschungsergebnisse in konkrete Anwendungen zu überführen, die der Gesellschaft zugutekommen.